# Venus, Mars und Amor
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Inventarnummer: 107
Beschreibung
Piero di Cosimo »malte ein Bild, worin Venus und Mars, völlig unbekleidet, auf einer blumenreichen Wiese schlafen; umher sind verschiedene Liebesgötter, welche den Helm, die Armschienen und andere Waffen des Kriegsgottes forttragen; man sieht einen Myrtenhain und Cupido, der sich vor einem Kaninchen fürchtet, auch die Tauben der Venus und andere Liebesattribute sind nicht vergessen. Dies Werk ist zu Florenz im Hause des Giorgio Vasari, der es zum Gedächtnis Pieros aufbewahrt, da er immer an dessen seltsamen Einfällen Wohlgefallen hatte.« So beschreibt Vasari 1568 das heute in Berlin befindliche Bild, das er damals besaß, dessen ursprüngliche Bestimmung wir aber nicht kennen.
Bekanntlich sind Bildidee und Komposition angeregt von Botticellis fast gleich großer Tafel in der National Gallery in London, die möglicherweise als Hochzeitsbild für die Familie Vespucci gemalt wurde. Ein analoger Anlaß könnte auch bei Pieros Bild angenommen werden. Die Unterschiede zwischen beiden Bildern sind deutlich. Bei Botticelli sind die Figuren dicht gedrängt mit vielen Überschneidungen reliefhaft in der vordersten Bildebene angeordnet. Der Landschaftsgrund bleibt fast abstrakte Folie. Bei Piero ist die Komposition räumlich entspannter, lockerer. Die Figuren, bei denen jegliche Überschneidung von Konturen vermieden ist, sind in eine Landschaft eingebettet, die sich kontinuierlich nach hinten entwickelt, über den Mittelgrund, wo Amoretten mit den Waffen des Mars spielen, bis in die fernsten Meeresgestade. Bei Botticelli sind es Satyrn, die in nächster Nähe mit den Waffen spielen. Einer bläst mit einer Muschel ins Ohr des vom Liebesakt ermatteten, tief schlafenden Mars, um ihn aufzuwecken und zu erneuter Aktivität aufzufordern, auf die Venus zu warten scheint. Piero hat die Satyrn weggelassen, die Drastik der erotischen Anspielungen entschärft. Dafür hat er das sich schnäbelnde Taubenpaar, das Attribut der Venus, die Figur des Amor und das Motiv des Kaninchens eingeführt, das an Amors Hand schnuppert. Das Kaninchen ist ein Fruchtbarkeitssymbol der Venus, aber auch eine sexuelle Anspielung. Venus ist nicht bekleidet wie bei Botticelli, sondern fast nackt. Ihre Augen sind geöffnet, aber sie ist mehr zurückgelehnt und wacht nicht aufgerichtet, kühl über Mars und wartet gespannt auf sein Erwachen. Die Pose des schlafenden Mars, die bei Botticelli auf eine Terrakottafigur Verrocchios (Berlin, Skulpturensammlung) zurückgehen könnte, ist bei Piero anders. Sie ist femininer, derjenigen der Venus mehr angeglichen.
Das Thema knüpft an antike Vorstellungen an. Die Assoziation der Vereinigung von Mars und Venus mit der Harmonie und Fruchtbarkeit der Natur findet sich bei Reposianus (3. Jahrhundert n. Chr.; »De concubitu Martis er Veneris«) und noch im späten 15. Jahrhundert in Giovanni Pontanos »Eridanus«. Diese Quellen gehen wiederum auf Lucretius (gest. 55 v. Chr.; »De rerum natura«) zurück (Panofsky 1939). Entscheidend ist das Motiv, daß die Liebesgöttin Venus den kriegerischen Mars besänftigt und zähmt. Man hat das Bild auch mit Versen in den »Stanze per la Giostra« des mit Lorenzo de’ Medici befreundeten Dichters Angelo Poliziano in Verbindung gebracht. Piero di Cosimo arbeitete 1480 in der Werkstatt Cosimo Rossellis, nach dessen Vornamen er seinen Beinamen erhielt. Er soll ihn 1481/82 nach Rom begleitet und ihm bei der Ausführung der Fresken in der Sixtinischen Kapelle (1482/84) assistiert haben.
Wesentlich wichtiger als die Schulung durch seinen Lehrer war der tiefgreifende Einfluß, den er von der bewegten Formensprache und Ausdruckskraft der Werke Filippino Lippis empfing. Auch der eindringliche Realismus der Figuren in Hugo van der Goes’ Portinari-Triptychon, das 1483 in Florenz eintraf und in S. Egidio aufgestellt wurde, machte großen Eindruck auf den jungen Piero. Später wurde er auch von Ghirlandaio, Signorelli und, nach Vasari, von Leonardo da Vinci beeinflußt. Vasari schildert die exz
Material/Technik
Pappelholz
Maße
Bildmaß: 74,5 x 184,5 cm; Rahmenaußenmaß: 103 x 213 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Piero di Cosimo](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=141760)
+ wann: 1505 [circa]
+ wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=197)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=865206)
## Schlagworte
- [Bild](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=23451)
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Stand der Information: 2021-01-30 18:35:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=865206&resolution=superImageResolution#1041775